Cod. 8962 - 438r-439r

29.07.1589
Signatur: 
Cod. 8962
Folio: 
438r-439r

Zuordnung:

Sprache:

Erwähnte Orte

Name Zusatz Identifizierung Erwähnungen insgesamt
Wien Fluss
1
Donau Fluss
311
Ungarn Region
1210
Klosterneuburg
5
Korneuburg
7
Krems an der Donau
14
Stein Krems an der Donau
5
Mautern an der Donau
2
Váh Waag, Fluss
5
Žitný Ostrov Große Schütt, Insel
47

Transkript

Auß Wienn von 29. July anno 89
   1] Es ist am nechst vergangnen montag nachts zeit ein erschrockhenlicher wolckhenbruch abermals (eben alß mentschen unnd vyech inn erster ruee gewest) nüdergangen ungefar 2 meil vonn der statt unnd mehrertheilß inn daß wasser, die Wienn genannt, gefallen, alß daß sie sich dermassen vergossen, wölches nit gnuegsam zueschreiben, gedenckht auch keinem mann, der die Wienn so groß gesehen, dann etliche heüser mit grunndt unnd boden sambt mentschen unnd vyech weckh gerüssen unnd erdrönckht, dern zal man noch nit weist, dann es, wie gemelt, bey nachts zeit geschehen.
Volgenden tags deß morgens ist ein künd inn einer wüegen auch gefunden worden, so daß ungestüeme wasser außgeworffen, unbewust, obs lebend oder tod, etliche sagen, daß lebe, anndere, sey tod gewesen, solch gewässer hat auch über die 500 klaffter scheitter holtz hinweckh gerüssen unnd gefüerth. Gott der Herr wölle alle beleidigte ergötzen.
   2] An jetzt aber ist Gott lob so herrliche schöne zeit, die nit schöner sein khöndte, aber die Thonau ist so groß, daß mans nie grösser gedenckht, nit anderst, alß wan einer aufs möer hinauß sehe unnd zue erbarmen, waß grossen schaden es hie lanndt thuet, zuegeschweigen auff Hungeren hinab, da alles eben landt ist, mann sitzt im Closter Neuburg auff unnd fheret hinüber gehen Corneuburg inn die statt hinein, wölches doch sonnst weitt vom wasser ligt.
   3] So ist gesteren ein fuer von Illß kommen, bringt zeitung, daß man zue Crembs, Stein unnd Mautheren inn kein statt khomen könde, mann sehe auch schier kein thor, was gegen wasser ligt, allein berg halb hinauf kann man ein und auß kommen, gedachte statt Mautheren mueß schaden leiden, von hie auß kann niemand über wasser passieren.
   4] So ligt ein provintz inn Hungeren auf 7 meil weegs lang unnd an 2 meil breitt, unnderweilen schmeeler oder braitter, umb dise provintz steendt die Thonau mit dreyen flüssen unnd noch ein starckher fluß, die Waag genant, schlüessen also die 4 flüß dise gantze insul, wölche inn der Schütt genant würdt, darinnen hat es viel jar heero ein gewaltigem thamm rüngs heerumb, der zimlich hoch und wol bevösstiget gewesen, dem wasser den eingang inn daß lanndt zue whören, wölcher thamm ann etlichen orthen gebrochen, alß das wasser mehrertheilß die gantze insul durchschwembt, wie dann an einem veld bey 140 schnüdter, so korn abgeschnütten, daß wasser übereilet hat, die alle zuemal erdrunckhen, die frücht verschwymbt, darvon gefüerth, diß alles straffen Gottes sein mögen, der wölle fürgenommnen zoren gnedig abwennden.