Zuordnung:
Sprache:
Die Zeitung ist am Ende des Textes und auf der Rückseite datiert auf Wien, 6.12.1584. Die letzen beiden Absätze der Zeitung sind Nachrichten aus Wien, der Rest eine Zeitung aus Istanbul.
Erwähnte Orte
Erwähnte Personen
Titel | Funktion | Identifizierung | Erwähnungen insgesamt |
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Giray [Girāy], Islam II. |
28
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Giray [Girāy], Mehmed II. |
12
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Giray [Girāy], Saadet II. |
8
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Murad III. | Sultan |
962
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Özdemiroğlu Osman Pascha [Özdemir-oġlu ʿOsmān Paša] | Amtsträger |
112
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Serdar Ferhad Pascha [Serdār Ferhād Paša] | Amtsträger |
241
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Uluç Ali bzw. Kılıç Ali Pascha [Uluč Ali bzw. Qılıč ʿAlī Paša] | Militär |
220
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Mezid Pascha [Mezīd Paša] | Diplomat |
10
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Kalaylikoz Ali Pascha [Qalaylıqoz ʿAlī Paša] | Amtsträger |
63
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Koca Sinan Pascha [Qoca Sinān Paša] | Amtsträger |
492
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Kanijeli Siyavuş Pascha [Kaniželi Siyāwuš Paša] | Amtsträger |
91
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Liechtenstein, Heinrich von | Diplomat |
5
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Ernst von Österreich |
438
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Maximilian von Österreich |
593
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Pálffy von Erdöd, Miklós | Amtsträger |
312
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Transkript
Aus Constantinopel vom 16. Octobris anno 84
1] Von Caffa khommen durch undterschidliche weeg gewiße zeittungen, das deß verjagten oder umbkhommenen tartar hans sohne mit deß neu eingesezten tartar hans Islan han biß gen Caffa, alda er sich salvirt, gejagt, nachmahlß sich nit allein deß ganzen landts mit verwilligung deß landtvolckhs unnd sonnderlich der haubtresidenz Chrim impatronirt, sonnder auch vil der turggen örter umb Caffa und circa paludem Meotidem herumb geplindert, abgebrandt und eingerissen, entlichen auch die statt Caffa belegert, alß auch gleich zur selbigen zeit der ain tartarische fürsst, so von hie auß mit ettlich 1000 schüzen nach Demirkapi geschickht worden, sich daselbsten zu Caffa und gleich am vortzug befunden und mit gemelltem volckh auß der statt wider die feindt gefallen, ist ime desselbig nahe alles, sonderlich aber das fueßvolckh unnd schuzen, deren nit mehr alß 7 davon khumen, erlegt worden, ja ir ettlich halten darfur, er sei selbst in der person bliben, ob disem unversehenen fahl soll sich sultanus dermaßen erzurnet und erinnert haben, das da er den Osman bassa nicht gehabt, hett er selbs personlich ine vortzuziehen furgenohmmen unnd derwegen alßbaldt aller ortten hin curier außgeschickht unnd den Osman bassa fur ein general obristen desselben kriegs publicirt, der hat auch gestern nach dem divan nach Scutari ubergesezt unnd wirdt sein raiß zu landt gehn Sinope unnd von dannen zu wasser auf Caffa nehmen, mit ime Osman bassa (welches zuvor nie so lanng die ottomalier regierer geschehen), ziehen noch alle privilegierte personen, so immediate auf deß sultani leib unnd person bestellt, benantlich alle die ubrigen ordines der spächien, so noch der zeit in Persia ine befunden, 400 causchen, 300 capitschi, alle mustaffarakasaym, auch die jhenigen, so otturak oder provisioner sein, ain deffler dar oder cammer rath, der obriste cantzler, alle masul begler und sansiagh beghn, 300 janitschern sambt andern vil mehr geringen standts, so hat auch sultan ime Osman bassa deß sultan Selimi haubt zellt, die schönisten und bösten russtungen, so er in seiner rust cammer gehabt, sein selbst camel, maulesel, auch uber alle bezahlung deß kriegs volckhs noch 100.000 ducaten in goldt, in summa ein solche außrüsstung mitgeben, alß wann sultanus selbst in person furtzuge. Ich höre von jederman, die turggen haben in iren annalibus dergleichen nie gelesen noch gefunden, daher sy auch wenig guetts verhoffen und khombt inen und zwar menigelich frembt fur, das sultan zu der zeit, da nunmehr der winter angeet, ain solche geforliche expedition, sonderlich weil man auß Asia in Europam auf dem Schwartzem Möhr ubersetzen mueß, so blötzlich ohne verordnung nothwendiger proviant und anderer notturfft angeschafft und vort geferttigt habe, unnd daher wöllen die jhenigen, so die wichtigkhait unnd gefahrlich in nehe unmögligkhait der sachen erwegen davon discurrirn, diese expidition sei nit allein wider die tartarn, sonnder auch zugleich wider die georgianer vermaint, dieser mainung, das Osman bassa zu seiner ankhunfft gehn Caffa ohne einiche difficultet die tartarn, es sei nun guettlich oder mit gewallt, verainigen, daselbst ein thail volckhs zuer bauung zwayer vesstungen, die sie in istmo Chersonesi Tauricae daselbst zuerheben unnd dardurch dasselbig landt khonfftig von frembden tartarn oder andern incursionibus zuversichern, vermainen hinder sein lassen, er selbst aber auf Demirkapi ziehen soll. Andere hallten darfur, sultanus hab den Ferhat vezir bassa, weil er disen sumer aber vom feindt grossen schaden erliten, hieher renocirt, und den Osman bassa (so zu Amastro wintern soll) an sein stell verordnet habe, der sei derwegen jezo alßbaldt vortgezogen, den tartarn dardurch ein schreckhen zumachen, damit sy von der belegerung Caffa absteen, und auf den nechst khonfftigen frueling hernach soll Uluzali (der beraitt eillendts abgefordert und dessen man teglich erwartt) so dann mit allen notturfften daselbst hin gehn Caffa zu erbauung obberurtter vesstung in Istmo nachvolgen. Inmitelst ist man guetter hoffnung, das die tartarn selbst, so umb ettlich geringer ursachen willen von obgedachten Islan han abgefallen, widerumb sich mit inen versünen und dem hieigen herrn zu gefallen, von dem sy ire maiste narung und undterhalltung gewartten (wiewol sy dadurch allgemach wie andere völckher und sonderlich wie obangedeutt die zwo vesstungen in istmo erbauet und mit turggen besetzt werden solten, unwissent undter das joch gelobt und gebracht), die jetzt neulich khommen neuen hern widerumb verlassen und auß dem land jagen sollen, und deswegen sein vil ansehenlicher turggen durch undterschidliche weeg an die tartarn abgeferttigt, zuversuechen, ob sy mit listen und practiken zu iren der turggen intent gebracht werden möchten, so menglen dargegen ir vil nicht, so einer andern mainung sein und indicirn, weil die persianer so offt den friden begert. Auch neulich ettlich destwegen herkhommen mit zeittungen, das sich beim Ferhat vezir bassa ain persianische pottschafft wegen aufrichtung deß fridens befinde, er Ossman bassa werde gleichwol selbst personlich gen Caffa daselbst nach disem winter alle sachen nach deß sultani willen accomodirn, hernach wider in Asiam auf Trapezont ubersetzen, volgendts nach der persianischen gränitzen daselbst nach gelegenhait entweder den friden zuschließen oder aber den krieg weitter forttsetzen, das also baider verschlagnen ort der hieigen unmuglich zuerfahren, wohin doch aigentlich und entlich diese unversehene gelegne expedition vermaint sei, gwiß ists, das sy zum theil wo nit gar durch die tartarischen motus verursacht werden, die sachen auch an ir selbst dermaßen beschaffen, das den hieigen dardurch vil ain größerer schaden unnd nachtheil, alß sy inen selbst yetziger zeit imaginiren, ervolgen möchte, daher dann auch ain weil das geschray gewest, Giaffer bassa und begler begh Graeciae sollen nach Bender fortziehen, welches gleichwol bißher nit beschehen.
2] Der Messich bassa eunuchus ist locum tennes deß obristen vezirats, Aly bassa, gewester begler begh Graeciae ain vezier, und an dessen stell der jenitscher aga beglerbegh Graeciae.
3] Deß sultani silichtar aga aber, so ime pogen unnd pfeil nach zufuhren pflegt und erst außgemustert worden, an jhenes stell janitscher aga worden.
4] Wiewol sich Siaus bassa, der bißhero mehrers nichts alß ein jerlich provision erlangt, hefftig bemuehet, die stell eines verwallters zubekhommen mit hoffnung, dardurch mitlerweil gar zu seiner vorigen dignitet zukhommen, doch wie meniglich mainet, vergeblich, und wirdet discurrirt, sultanus habe dem Ossman bassa zugesagt, so lanng er lebe und in seinem ambt bleibt, den Siaus bassa neben im zugleich oder in ander weeg nit zugebrauchen, und hallten ir ettlich darfur, sultanus werde vil ehe den Sinan bassa alß den Osman bassa zum regiment begnaden, wie man aber sihet und teglich erferet, weil Siaus bassa bessere stein im brett alß Sinan bassa hat, dardurch er dann auch widerumb zu gnaden aufgenumen werden, unnd entgegen noch Sinan bassa retegirt und in ungnaden lebt, hat Siaus bassa noch guette hoffnung, sonderlich da es mit deß Osman bassa todtfahl oder sonst ein unfahl zutruge, zum vorigen anwaldt oder aufs wenigst zur andern stell befurdert zuwerden.
5] Der khayserlich gesandt soll noch mit der present 5 oder 6 tagraisen von hinen sein.
6] Die infection hat ettwas nachgelassen, destwegen sich Ir May(estä)t orator wider in die statt in sein gewonlich herbrig begeben hat.
7] Der F(ürstlichen) D(urchlauch)t(en) ertzhörtzog Ernsten und Maximilian sein wir mit ußgang dieser wochen gewerttig.
8] Heut sollen herrn Niclaßen Palfi entsetzung zu Comorn in den obristen bevelch durch herrn Davidt Ungenaden kriegsraths presidenten verricht werden.
9] Sonsten ists derzeit an der granitz stil unnd bei unß nichts schrifftwurdigs verhanden.
Wien den 6. December anno 84.