Cod. 8960 - 231r-232r

22.06.1587
Signatur: 
Cod. 8960
Folio: 
231r-232r

Zuordnung:

Sprache:

Fußnote: 

Schreiben Kaiser Rudolfs II. an Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg (Kopie)

Transkript

Prag, 22. Juni anno 87
Rudolff der ander von Gottes gnaden erwöhlter römischer kayser, zu allen zeitten mehrer des reichs.
Hoch geborner lieber oheim und fürst, uns langt was underschiedlichen ortthen glaublichen an, wie abermals ein zimliche starckhe und ansehenliche werbung von teütschen kriegsvolckh zu roß und fueß für den hertzogen von Vendosme, den man könig von Navarra nent, im werckh, unnd hergegen gleichsfalls der hörtzog von Lottringen entschlossen sein solle, uf den nodtfall sampt seinen vettern und befreundten in der person zuerscheinen und dem feündt under augen zuziechen, inmassen er dan jungstlich alle seine lehenleuth und ritterschafft, auch diejenigen vom adell, so im heiligen reich gesessen, in gueter beraitschafft zusitzen, damit sie uf erfordern gewislich erscheinen mechten solle beschriben haben.
Seitemal dan leichtlich zuerachten, zu was merckhlichen schaden und verderben solche werbung und durchzug, da sie iren fortgang gewinnen sollten, dem armen man zu disen ohne daz geschwinden und beschwerlichen theuren zeitten geraichen mechen, zue dem wol zue besorgen, da uf den nechsten grentzen ainicher widerstandt gescheche, dasselbig an der nechst gesesnen des hailigen reichs stenden und dern ohne das erarmten underthonen sonderbare vernachteilung und beschwerliche einlagung nicht abgehn wurde, zuschweigen, was sich etwa in versperung der päße zu wasser und landt, darunder von ainem und dem andern thaill besorglich auch zuetragen möchte.
So haben wir tragenden kayserlichen ampts halben nicht underlassen wöllen, dein lieb (wie auch allen andern kreiß obristen beschehen) dessen zuerindern mit dem angehefften ernstlichen ermanen und begern, d(ein) l(ieb) wölle uff obberüertte kriegs gewerckh gut fleißig ufmerckhens geben und denen, so sich ohne fürzeigung unserer kayserlicher patenten darumben sich bißhero weder die kriegsherrn noch ire obristen oder hauptleuth bey uns im wenigsten nit angemelt, vil weniger einiche erlangen auch laistung gebürender caution in dein l(iebden) creiß, ainiche werbung, durchzug oder musterung understehen, solliches kheineswegs gestatten wellena sondern mit abstellung, trennung und niderlagung desselben, daz jenige fürnemmen und handlen, so in der gleichen fellen des h(ei)l(igen) reichs constitutiones, ordnung und abschid vermügen, und zu abwendung landt verderbens von nöetten ist, damit also alle andere andröende gefahr von dem hailigen reich sampt dessen gehorsamen stenden und underthonen sovil muglich abgewendet werden und verbleiben mögen, daran thuet d(ein) l(ieb) nebens irer ampts gespür unsern endtlichen willen und neygung, dern wir mit gnaden und allem guetten wolgenaigt sein.
Geben uf unserm koniglichen schloß zu Prag den 22. Juny anno 87, unserer reich des romischen im 12., deß hungerischen im 15., und des beheimischen auch im 12.  
Rudolph
Jacob Kurtz von Senfftenau
Ad mandatum sa(crae) Caesareae Majestatis proprium