Cod. 8960 - 538r-539r

Auß Prag von 2. December anno 87
   1] Weil jetzo kombt abermal ein curier aus dem leger, Kün(igliche) W(ürden) Maximilianus haben das groß geschütz (so sye von gräffen sambt lot und kraut erst vor wenig tagen bekhommen) allberait inn die schantz stellen lassen und willens gewest, die statt Cracau auf ult(im)o passato zubeschiessen und mit allem ernst zuhandlen, haben jedoch noch einmal inn die statt geschickht mit warnung, da sich innerhalb 24 stunden der cantzler und die statt mit lieb an die Kün(igliche) W(ürden) nit werden ergeben, das sye entlich entschlossen, mit feur und schwert gegen inen zu verfahren, wiewol alieber umbgehena Ir Kün(igliche) Würde cristlich bluet zuvergiessen lieber umbgehen, auch die statt nit gehern mit ernst bekhommen wolte, bevor auch, dieweil darinnen ain grosse reichthumb an allerlay innländischer und außlänndischer handelsleüth güetter sein sollen, und denselben zu merckhlichen schaden, ja etlichem verderben gelangen, da die statt mit gewalt erobert wurde. Die antwort wissen wir noch nit, aber sonsten sovil, das der groß cantzler sich im schloß starckh verschantzet, auch sambt den jenigen, so er bey ime daz sacrament empfangen habe und zusamen geschworen, alda solle ir kirchhof sein, befinde sich also alta desperata und seinen leütten bevolchen, im fahl er je solte ibergewältiget werden, ine umbzubringen, auf das er nit lebendig inn seiner feind hande khomme, weittern vervolg erwartten wir mit verlangen und starckher hoffnung, Maximilianus werde bald gekrönter künig sein, wie dann die polln willens gewest, ine auf Andree inn der statt Cracau oder aber außerhalb auf freyem veldt zue crönen.
   2] Ir Kün(igliche) W(ürden) haben auch allberaith ain brugg iber das wasser, die Weichsell, zueschlagen anfangen lassen, umb den cantzler und die statt Cracau gar zue umbringen, damit ime noch der statt khain proviant zukhommen khönde, deswegen auch ettliche stuckh geschütz ann die Weichsell stellen lassen.
   3] Sonst haben Ir Kün(igliche) W(ürden) vor disem den herren von Liechtenstain, Scharnitzky und Crystoffen Sworofskki mit 2000 mann dem schweden entgegen geschickht, als man kundtschafft gehabt, daz er im zug nach Cracau gewest, mit Irer Kün(iglichen) W(ürden) bevelch ine den schweden mit der güette abzueweisen und sicher aus dem landt zuebeglaitten, sich anerbietten, im fall aber er oder die seinigen solliches nit annemmen solten wellen, den ernst zuegebrauchen, jedoch inn alle weeg zuverhietten, auf das dem schwed an leib und leben kain schaden geschehe, als nun thails gemelter 2000 mann auf den schwedischen vorzug gestossen, denselben gerechtförtiget, sye aber böse wort von sich geben, hat man alsbald mit ernst darauf gesetzt, inen 200 reitter dermaßen nidergelegt, das iber 30 oder 40 nit darvon khommen, als nun dem schweden solliche zeyttung zukhommen, hat er sich sambt dem resst seines volckhs (dessen inn allem iber 1800 personen nit, mit seiner schwester, der alten pollnischen künigin und frauenzimmer) widerumb nach Peterkour begeben, wann auch die poln fortgetruckht, wie dann der herr von Liechtenstain geren gesechen, hette man den schweden, sein schwester und mumen, die alte künigin, dem frauenzimmer und allen den jenigen, so bei ime gewest, bekhommen.
Demnach dann Peterkour ain ort mit maistthails von holzinen heüsern erpautten und der schwed inn sorgen gestanden, die feinde möchten dasselb orth mit prandt anfallen, hat er sich von dannen mit all den seinen hinweg und nach Warschau begeben.
   4] Die behaimische landtsstände (so allhie versamblet) haben der Kay(serlichen) M(ajestä)t etc. 1000 reitter und ain regiment knecht, der Kön(iglichen) W(ürden) inn Polln zuezuschickhen und auf 3 monat auf iren costen zuebehalten, verwilliget.
So haben wir bei jungster ordinari auß Spannia, daz dieselb Kün(igliche) M(ajestä)t Irer Kün(iglichen) W(ürden) inn Poln (zu derselben cron) 300.000 cronen zugesagt und bewilliget, wahin sy wellen zuerlegen.
Sonst thuen Irer Kün(iglichen) W(ürden) die littauer (auf begeren und ansuechen des moscoviters) auch starckh beistandt mit gueter anzal volckhs, so allberaith wirdet ankhommen sein.
   5] Der landtag inn Ungern zu Preslau last sich auch wol an, erzaigen sich die ungern gegen Irer F(ürst)l(ichen) D(urchlauc)ht ertzhertzog Ernsten gar willig und lustig.
   6] Des erbfeinds halben ist es diser zeit still, die unsern haben bei Polleta vor wenig tagen 20 türggische juden angetroffen, dieselben gefangen und ein grosse beüt bey inen gefunden, daran die unsern ein guette winterzörung haben.