Cod. 8960 - 610r-612r

Aus Praag vom 30isten December anno 87
   1] Unser Kö(nig) Maximilian ligt mit seinem übrigen kriegs volckh noch an der pollnischen gränitzen gegen Schlesien, darunder 5 fendl fueßknecht unnd 3000 teutsche unnd pollnische reitter, nachdem aber Ir Khön(igliche) W(ürden) noch derzeit mit volckh nit also versehen, das sie dem feindt widerstand thuen khünden, so haben sy an mehr ortten ansehenliche bevelchsleuth außgeschickht, noch ettlich 1000, sonderlich haggenschutzen unnd ander fueß volckh zu werben, unnd nachdem die poläggen sehen, das Ir Khön(igliche) W(ürden) nachmalen mit ernst darzue thuen wöllen, so haben ettliche auß inen, sonderlichen die reissen, ire abgesandte zu höchstermeltem Khön(ig) Max(imilian)o geschickht, unnd ine pitten unnd erinanen lassen, das er zuverhuettung weitters bluetvergiessens ruerig sein unnd den pollnischen stenden haimbstellen wölle, zuerkhennen, ob sein oder deß schweden wahl rechtmessig seie, uff solches anbringen hat Ir Khön(liche) W(ürden) selbst mundtlich latine geantwurtet, es sei ir hertzlich laid, das biß her sovil unrachts unnd bluetvergiessens geschechen, welches aber niemand dann der groß cantzler und sein anhang verursacht, unnd wölle sonst hinfuro ihres thailß vil lieber haben, das die sachen guettlich möchten gestillt unnd erörttert werden, dann was Ir Khön(igliche) W(ürden) fur wolbefuegte gerechtigkhaiten zur cron Poln haben, das sei inen, alß die bei der wahl gewesen, genuegsam bewust, hat auch sonst gedachten gesandten in mehr weeg also gruendtlich unnd beschaidenlich geantwurt, daz sy darmit wol zufriden unnd wider nach hauß verraist sein sollen, sy haben auch Irer Khö(niglichen) W(ürden) alzeit alß könig in Poln in irem muntlichen fur und anbringen tittuliert, welches sy aber dem schweden, bei dem sy gleichmessige werbung gehabt, nit gethon haben, unnd sich vermerckhen lassen, das, wan es zu guettlicher handlung khommen solt, so wurden sy nachmalen dem khö(nig) Max(imilian)o beyfallen, aber man will noch derzeit nit fur rathsam achten, das man solches eingehn und gleichsam in ein dritte wahl bewilligen solle, dann es  sein die reissen nit so ansehenlich, das man mehr auf sie alß auf die littauer sehen solle, welche zwar ir erclerung gegen Ihr Kö(nigliche) W(ürden) noch nit außtruckhlich vermeldet, man ist aber irer gesandten auch in kurtz gewertig, unnd weil under solchen auch der cardinal von Razovil unnd andere, so guet ossterreichisch sein sollen, so ist man guetter hoffnung, sy werden höchstgedachtem kö(nig) Max(imilian)o ain angenehme pottschafft mitbringen, bevorab weil der moscowiter mit einem mechtigen kriegshör an den granitzen gegen Littauen ligt unnd inen zuempietten laßt, woferr sy yemand andern alß vom hochlöblichen hauß Ossterreich zum kö(nig) in Poln annehmmen wurden, sowoll er sy alß ein feind mit aller macht aufs eusserist verfolgen.
   2] Der schwed soll gleichwol alberait zu Cracau sein, aber noch nit gekrönt, dann der groß cantzler unnd sein anhang zuvorderst dahin trachten, wie er den maisten thail der littauer auch auf sein seitten bringen möchte, seitemal  sonst die crönung ohne ir bewilligung khain bestendiges ansehen oder wurckhung haben khönde, er thuet sich auch bei den tattern und turckhen umb hilff bewerben, also das zubesorgen, woferr mehr höchstgedachtem kö(nig) Max(imilian)o nit furderlicher beystand beschicht, so möchte der rebellisch cantzler mit seinen practickhen sein intention hinauß furen, man hat aber starckhe hoffnung alhie, es werden auch die teutschen fürssten das irig darzue thuen, auch der khö(nig) auß Hispania bewilligen, das die F(ürstliche) D(urchlauch)t ertzhörtzog Ferdinand das fuesvolckh, so man in Tyrol anzunehmmen und ins Niderland zufueren verordnet, in Poln schickhen möge.
   3] Alß auch die boheimbische stend baldt einen landttag halten werden, auch an irer hilff nicht erwinden lassen, wie dann der herr Lasla Popl, auch der herr Christo(ph) Sporoskhi unnd der herr von Scherin und der von Westernach, statthallter zu Mergenthal, weliche unlangst auß dem königlichen leger gen Praag khommen, ettlichen furnehmmen bohmischen herrn starckh zuegesprochen und sie der compactaten, so zwischen dem kö(nig)reich Poln unnd inen aufgericht sein, erinnert, auch der Rom(isch) Khay(serlichen) May(estä)t ettliche besondere memorialia, was dises pollnischen wesens halber furzunehmmen seie, jungst verschiner tagen uberraicht habenn, darauf Ir Khay(serliche) May(estä)t durch ire ansehenliche kriegs unnd andere rhätt ain haubtberathschlagung anzustellen bevolchen, dan ainmahl wöllen Ir May(estä)t diser sachen nit allein dem hochlöblichen hauß Ossterreich zu guetem, sondern vilmehr der gantzen christenhait zuem bessten mit bestendigem eyfer nachsetzen. Gott geb gluckh darzue.
   4] Alß ich, was obsteet, geschriben, khombt der preslauische pott mit briefen von ettlichen furnemen burgern, daselbst darinn wirdt geschriben, das die littauer alberait ein versamblung gehalten unnd sich erclert, niemand andern alß den Max(imilian)o zu iren großfurssten anzunehmmen, gleichßfalß sollen auch die stend in groß Poln beschlossen haben, denen werden die ubrigen provinzien, so nit so mechtig, auch muessen nachvolgen, wann sie anderst khain zertrennung ihres königreichs verursachen wöllen, dieweil aber die preßliche zeittungen nun oftermals gefehlt unnd sehr ungewiß gewesen, so will man solichem noch nit glauben geben, biß das Ir May(estä)t aviso zuekhombt.
   5] Obgedachter preßlisch pott hat auch ferner vermeldet, das ein furnehmmer ungerischer herr Prebas Wari mit 2000 hussärn in Poln eingefallen und ein furnehmes schloß, Landskron genant, so 5 meil weegs von Cracau ligt, eingenohmmen habe, darauf sei der schwed widerumb von Cracau biß in 15 meil weegs zurugg gewichen, dann er solle noch nie  offentlich in die statt Cracau khomen, sonder in dem closster, da ir khö(nig) Max(imilian)o hievor sein losament gehabt, gelegen sein.