Cod. 8956 - 200r-201r

13.09.1583
Signatur: 
Cod. 8956
Folio: 
200r-201r

Zuordnung:

Sprache:

Fußnote: 

Schreiben von Christoph Rinke an Arbogast Nachtrueb, Datierung alter Stil (3.9.1583) (Kopie)

Transkript

1] Mein guetwillig dienst zuvor ernuester sonders gunstiger herr Nachtrueb, mir ist euer
schreiben vom 20isten August den 29isten worden, was belangt, ob ich euren genedigen herren nit zuschreiben dienen wollt, das will ich gantz gern thuen, der besoldung halben stell ichs in Ir G(nade)n gefallen.
   2] Von zeitungen ist jetzt in disenn orten und Ungern sam gar nichts zumelden, in Ungern zimblich still, sind das man die ungerisch verehrung dem turckhischen khaiser geschickht hat. Allein deß königs vonn Poln befreundten wöllen khurz Sackmar habenn, was anno im 64 Lastrus Schwendi undterhalb Cascha wol hinab gepauen unnd bevestigt gehabt, nun ist Sackmar nechst dran, das vor jarn der herrn Batori gewest, ain marckht, man handeldt hin und her umb diese sachen, muglich, es wird mit der zeit ain klainer krieg drauß, stet zu Gott, oder mag etwo in der schleßischen grenitz denen Batori ettwas eingeben und gewichen werden, sy sagen, Sackmar sei ir erbguet.
   3] Die polln sein jetzt still, ir könig gefellt inen nit mer wie vor sechß jaren, er hellt mit Ungern sein sachen und hat ein vetter wöllen nach ime khunig zusein zuwilligen begert, das haben die polnischen grösten nit thuen wöllen, unangesehen, wie man die begaben hat wöllen.
   4] Schweden unnd moscowiter kriegen noch fort aufeinander, wan man mit dem hofleger gen Prag khombt, wirdt man vernehmen, was jeder thail diß jar hat erhallten, Khay(serliche) May(estä)t werden etwa baldt zu Brag sein, wie ich vernim.
   5] Was die turckhen wider Persia außrichten, habt ir durch Venedig wochentlich zeitung, waiß ich wol, es khommen Khay(serliche) May(estä)t ordinari curir etwa zu zway monaten einer von Constantinopel hieher, mit dem nechsten, der vor drei wochen khomen gewest, ist die summa desselben wesen, das die turckhen dem persier aine grosse vesten in die grenitz haben pauen wöllen, dagegen sein die perser dasselbe zu wehren, wirt aine schlacht abgeben, dieser turckhisch khayser gibt khain kriegsman, ist ain kranckher herr, da so limes gelebt het wie es jetzt in der christenhait steet, er wurdt nit auß bliben sein.
   6] Es ist jetzt abermahlß landtag hie, waß der schluß sein wirdt, sollt ir hernacher vernehmen, ich mueß jetzt ein spacierraiß in Mehrern auf 8 tag thuen.
   7] Man hat oftmahlß fürnemen gehabt, der Khay(serlichen) May(estä)t brueder ainen in Ungern lassen, aber ist nit beschehen, sein all drei hie.
   8] Was sunst Niderlandt unnd cöllnisch wesen antrifft, wißt ir oben pesser, ich hallt es für ein plag, da hilfft weder gellt noch rach, die ehrgeitz und hoffart reist seer ein, das die straff khommen hat muessen, ist ein irrung in den  kriegsachen, sein alzeit böse vorreiter. Gott der Herr wolle die fridtfertigen bewahren, seit zu genaden bevolhen schafft gepiet.
Dato Wien 3ten September anno 83.
   9] Die hirigen jesuiter haben vor 2 wochen sambt dem bischoff hie ainen teuffel außtriben von ainer armen magdt, der mueter ist ain zauberin, sitzt noch gefangen hie, es hat nichts helffen wöllen, bis letzlich hat man ir ein trunckh geben von ainem geweichten wasser, das hat sy nit lang bei ir behallten, nachmahlß ist der satan auß ir khommen. Ich
glaub, ir werdens im druckh haben vor der zeit vernohmmen.
Des herrn guetw(illiger) Christoff Linckh
Hiemit ist noch ain alte zeitung, so ich heut bekhommen.
Last wissen, an wen mueß ich furohin schreiben, ob ir auch alzeit zu Augspurg seit.
   10] Den 6. diß ziecht Don Juan Marique von hie zu dem von Bayrn, villeicht in collnischen krieg, man sagt in Hispanien, so er wider herauß khombt, steth darauf, er werdt statthaubtman hie und kriegßrath.
   11] Alß ich disen zugemacht, khombt ein curier von Constantinopel, herr Friderich Breiner, Khay(serlicher) May(estä)t orator, ist zu Constantinopel gestorbenn. Was sonst der curier bringt ist noch still, davon biß ain 3. tag vergeen.