Cod. 8962 - 326r-327r

Auß Wyen von 17. Junyo anno 89
Sontags trinitatis, daß war den 28. Mayo anno 89 abendts umb 7 uhr hatt sich auß sonderbarer schickhung unnd verhenckhnus Gottes jha augenscheinliche straff der falschen und vermahnung derselben zuer bueß ein erschröckhlich wetter mit einem erbärmlichen wasserguß, wölcher sich einer halben meyl feer vonn der statt Waydthofen an der Ybs, 18 meyl weegs vonn Wyen gelegen, im Rettenbach der herrschafft gebyet mit einem donnerstraych erhäbt unnd an manchem orth stayn alß die zymblichen hyener ayr geworffen, eines knyee tüeff, vonn wölchem gewässer bemelter Rettenbachen dermassen überhandt genommen unnd mit solcher schnelligkait der statt zuegelauffen, das die leüth über dem essen, denen es die schysslen sambt der speyß zuen fynssteren ausgefüerth, übereylet, einsthayls kaum sovil zeyt worden, daß sye mit iren weyb unnd kyndlein unnder die tächer flyechen mögen, wie es dann einem buerger, der unnder das tach zue flyehen vermaynth, ann der styegen inn sein hauß erlanngt und zuerstossen, auch was ermeltte bach nachendt bey gelegen, alle thüren der häusser und gemäch mit gewaldt aufgestoßen, waz darinn alles verdörbt, verwaschen, heraußgetragen unnd weckh gefüerth, endtgegen eines knye tüeff eyß unnd letten hinein getragen, alle werckh zeug unnd häusser, alß hämer, schleyffen, schmidten, mylen, segen, ställ, städel, whyren, flytter, stöeg, pruggen, weeg, gemayn faylbad unnd was inn der revier gelegen alles auß dem grundt hinweckh geryssen unnd getragen, daß vych inn ställen unnd auf dem feldt sowol das lyebe getraydt inn mylen, ist dem statt unnd baurs volckh ein anzal vom wetter erschlagen, ertrynckht und verdörbt worden.
Ittem gärtten, wyßmader, zeyn und planckhen bey der statt überschwymbt und hingeryssen, ann gemayner stattmaur hatt gemellter bach ann 100 manschritt ann zwayen orthen auß dem grundt inn graben geworffen, waß mörckhlicher grosser unnd erbärmlicher schaden dem armen baursvolckh nicht allein ann dem getrayd, wölches vonn dem wetter unnd grosse staynen nyder inn die erden geschlagen, sonderen auch ann iren gründen, wißmaden und vöelder, die es mit unglaublichen unnd überauß grossen staynen, schytt unnd sannd dermaßen überschwymbdt, das es nit anderst alß ein lautterer staynföelß, ja alß wann kein wäeßlin darauff saye gewachsen, wäre zuesechen, auff ettliche enden und orthen der böerg hatt das wasser die gebauten völder sambt dem grundt biß auf den fölsen hinweckh geryssen, die da nymmer zue früchten mögen gebracht werden, darüber ettliche inn armueth gerathen.
Ittem grossen schaden ann den bäumen gethon, die ässt, laub unnd frychten herab geschlagen, ettliche sambt den wurtzln heerauß geryssen, waß vom holtzwerckh das wasser hingetragen, darvon ist nit zuesagen, die zahl der ertrunckhnen persohnen khan man aigendtlich nit wyssen, was grosser schaad aber sonssten einem jegelichen inn seinem hauß mit überschwemmung ihres beetsgewanndts, leynwath, klayder, haußratt und dergleichen geschehen, kann ein jeder bey sich selbst leychtlich ermessen.
Kainer außlänndischen herrschafft oder unnderthonen hatt daz wetter ainichen schaden nit zuegefüegt dann allein der herrschafft Waydthofen, inn deren gebüeth es sich inn einer stundt alß umb 7 biß umb 8 uhren angefangen unnd vollendet, Gott seye unnß fehrner gnedig. Amen.
Rückvermerk: Schreiben auß Wyen von 17. Junyo eines erschröckhlichen schädlichen wetters, so zu Waydthofen abganngen.