Cod. 8962 - 355r-357v

24.06.1589
Signatur: 
Cod. 8962
Folio: 
355r-357v

Zuordnung:

Sprache:

Fußnote: 

Bericht über die Ankunft der polnischen Gesandtschaft in Prag

Transkript

Summarischer bericht, welcher gestalt die pollnische pottschafft uf 24. Juny zu Prag anno 89 ankomen
   1] Gleich wie des jungst alhie gewesnen pottschaffters aus Polen hofmaister mit einer ittalianischen maultaschen (darumb das er dem Don Pietro de Medicis ubel nachgeredt) abgefertiget, also ist des jezigen polnischen gesandten, aines cardinals aus der Littau, vonn geschlecht ein Razevil (so am nechst verschinen sambstag alhie stattlich ankommen), hofmaister, den man etlich tag zuvor hieher geschickht hat, mit ainer behmischen wunden under den angesicht empfangen worden, damals er zwischen zweyen behaimen in seinem wirtshaus frid machen wöllen, hat der aine ime ein wieste wunden gehauen, vermainende, seinen feindt zutreffen, derowegen er sich alsbald des irthums gegen den pollagken entschuldiget und umb verzeyhung gebetten mit vermeldung, da er es ime je nit verzeyhen wolte, so soll er hiemit sein schwerdt (das ime der behaimb geraicht) nehmmen und ime gleichesfals mit einer gueten wunden bezalen, darzue er ime höben und nit weychen wölle, wie nun der pollackh solche entschuldigung und anerbitten verstanden, hat er gleich müessen darmit zufriden sein und sich selbst nicht wöllen ergeben.
   2] Hochgedachter cardinal episccopus Vilnensis (dessen anherr vom kayser Ferdinando gefürstet sein worden soll) ist ungefarlich bey 29 jaren alt und mit dem weywoden von Cracau ungefarlich mit 50 gutschen und reidtpferdten gar prechtig alhie volgender gestalt eingezogen.
Erstlich seind etliche schlechte polaggen (darunder auch ansehenliche cosaggen und tarttaren mit iren pfeylen und köchern unda hinden am sattel angemachten halben adler flygel) vorangeritten, alzeit ainer nach dem andern, und hat ein jeder ein gerustes pferdt an der handt gefiert, deren sein ungefarlich bey 100 gewesen.
Volgents seind bey 44 gutschen mit des herrn cardinals officier und diener kommen.
Nach disem seind andere ansehenliche gar wolgeputzter pollaggen allein rotth, zum tail uf polnisch, thails schwedisch, mit iren gefranzten breitten hietten geziert auff turggisch und andern schönen außerlesenen pferdten geritten.
Darnach seindt bey 8 furnehme pollnische herrn inn grienem und rotten sammet, auch zum thail in grienem und rotten gulden stuekh geritten, neben denen vil laggeyen auch sehr wol geklaidt gelauffen.
Nach sollchem ist der cardinal (ein schöne junge und holdt selige person) in einem roten rockh und bey ime der waywoda in einem engen verdökhten wagen gefahrn, welche den furnembsten zusehern gegen reverenz mit abziehung irer hiedt gethon haben.
Volgents sein wider etliche pollaggen, so mehrthails heyduggen und cosaggen gewesen, auch andere gutschen, so die guetter gefiert, kommen, die haben den einritt beschlossen, also das in allen bey 52 gutschen gewesen.
Es hat ein grosse mainge volckh disem einridt zugesehen und bey grosser hitz von mittag an bis uf 7 uhren abents uf der gassen gewarttet, weil man die stundt deß einritts nit eigentlich gewist, dann ein meil weg von hinnen haben sich die polaggen lang verhindert und sich mit kleidern, auch allerhandt sachen in einem dorff gebuzt, damit sie iren pracht im einridt desto besser erzaigen möchten.
Man ist inen aber nit entgegen geritten, welches den gesandten etwas verschmacht, weilen man dem andern cardinal Aldobrandino dißfals einander ehr erzaigt, und die polaggen dem bischoff von Preßlau kay(serlich)en gesandten entgegen geritten sein sollen.
   3] So baldt nun aber gemelte gesandten inn ir ansehenlich losament uf dem markht in die alten statt kommen (alda man inen zu ehrn ein herzliche musica uf dem thurn angestöllt, auch zu irer sicherung bey 100 burger in der nacht verordnet) hat die Kay(serliche) M(ajestä)t etc. dieselbige durch etliche behmische officier empfahen unnd inen 4 faß hungerische wein, 2 vaß össterreichische, 25 lägel mit fürsstenwein, ein lägel mit öel unnd ein lagel mit brandtwein, etliche grosse wägen mit frischem, auch eingemachtem wildpreth, vilen kölbern und schaffen, auch etliche wägen mit allerley gefligel sambt 4 grossen ungerischen ochsen und etliche wägen mit habern verehren lassen.
   4] Underweegs haben sie die wirth unhöflich tractiert und einen zu Teutschenbrodt schier bis auf den todt geschlagen, aber alhie thun sie sich noch derzeit beschaidenlich verhalten.
Sie haben einstails begert, in den negsten dörffern losiert zu werden (damit sie villeicht von muetwillen bey den bauren desto besser üben möchten), aber man hat inen solches nit bewilligen wöllen.
   5] Deß ersten tags haben sie die tüekh irer nachbauren, der beheimb, zimlich erfaren, das, alß sie etliche pferdt in daz wasser reitten oder aber diejenige, so sie an der handt gefiert, nit in die Molda gehn wellen, seind etliche speraggen und holzknecht darbey gestanden und inen ir hilf angebotten, das sie nemlich gedachte  pferdt ins wasser reidten wolten, und als die polaggen mit den andern pferdten alberait in der Molda gewesen und sobaldt nit heraus kommen mögen, haben gedachte behaimb die andere pferdt darvon geritten, welche die polaggen nit mehr sehen, vilweniger ereylen mögen.
   6] Auf sontag den 25. diß seind die polaggen in irem losament still und ruewig eingezogen verbliben.
   7] Volgenden montags hat die Kay(serliche) M(ajestä)t etc. dem hofgesind unversehenlich anzaigen lassen, das sie den gesandten umb 2 uhren audienz geben wollten, drauf ist der cardinal sambt dem weywoda mit 80 wolgebuzten pferdten ins schloß kommen, und ist mit etlichen wenigen polaggen inn das zimmer (alda die Kay[serliche] M[ajestä]t etc. sambt iren etlichen gehaimben räthen gewesen und ine nit heraus entgegen gangen) gelassen worden.
Ir Kay(serliche) M(ajestä)t etc. ist auf einem erhöchten sessel mit rotem samet, aber der cardinal und weywoda etwas weit darvon uf einer banckh gesessen, die haben nit selbs geredt, sondern durch einen andern ein latteinische kurze oration (die ursach irer ankunfft) thun und anzaigen lassen und zuvorderst ein credenzschreiben von irem könig aus Polen und den stenden uberantworttet.
   8] Darnach, als gedachter cardinal und weywoda wider aus der cammer gegangen, hat man auch andere, bey 40 furnemmer pollaggen, in die cammer gelassen, welchen die Kay(serliche) M(ajestä)t etc. die handt geküsst, nach gehabter audienz seindt sie widerumb in irer ordnung nach dem losament gezogen, unnd hat inen herzog von Münsterburg, auch etliche furnehme behaimische officieri das glaidt gegeben.
   9] Uf mitwoch 20. diß solle der actus mit laistung des juraments gehalten werden, deßwegen vil gesandte aus Österreich ob und under der Enß, auch aus Merhern und Schlesien, so alher beruffen, verhanden sein.
   10] Aber die hungern sollen diß jurament noch difficultiern und haben nit vil lust, den pollacken zuwillfahren, doch soll mit restitution der vöstin Lybla vortgeschritten werden, dann sonsten wurde die F(ü)r(stliche) D(urchlauch)t erzherzog Maximilianus nit ledig.
   11] Die pollnische gesandten sollen die instrumenta der polnischen gefertigten fridens capitulation mit sich gebracht haben, dargegen soll man inen die beheimische und österreichische fertigung alhie auch zustöllen.
   12] Man sagt, das ein heyrat zwischen dem gekröndten könig in Polen und erzherzog Carls freulin beschlossen werden solle, aber der cannzler in Polen will nit darzue rathen, sondern vermaint, ime ein heyrat mit ainer marggrefin von Brandenburg zu practiciren.
   13] Offt und hochermelter cardinal soll anfangs guet maximilianisch gewesen sein wie auch der weywoda zue Cracau, aber hernach haben sie den mantel nach dem windt gerichtet und man befrembt sich, das sie vor andern polaggen zu diser legation gebraucht werden, gleichwol erzaigen sie sich alß höflich und bescheidenlich, das man sie vor andern wol leyden mag.