Cod. 8963 - 372r-373r

06.06.1590
Signatur: 
Cod. 8963
Folio: 
372r-373r

Zuordnung:

Sprache:

Fußnote: 

Bericht über Wundergeschichte aus Böhmen

Erwähnte Orte

Name Zusatz Identifizierung Erwähnungen insgesamt
Böhmen Region
181
Kouřim
1

Transkript

Auß Prag wahrhaffte aviso von 6. Juny anno 90
Es wonet ein gotsförchtiger arbeitsamer mann mit namen Niclaus bey der stat Caurschim inn disem königreich Behaimo 5 meil von hier gelegen bey einer wittfrauen, Anna Strzelkin genant, sambt seinem eheweib und drey klainen kindern, der hat armuet halber nicht mehr gehabt dann 7 pfenning, mit denen gieng er auf 22. May frue in die brotbenckhen, kaufet darfür ein laible brots, und als er damit haimbgieng, gedachte er gar offt mit schwerem seüfzen, wie er sich weitter mit dem weib und kinder erhallten würde, derhalben bate er im geen zue Gott, daz er sie  alle gnedig erhallten und speisen wollte, als er nun sollich brot under inen außgetailt, begerten die kinder über ein klaine weil widerumb zuessen, er aber hatte noch wusste kein gellt, sonder schickt sein weib auß, weil sie bekannt ware, etlich laible brots außzuborgen, die aber nichts außgericht, sonder ohne brot mit leren henden wider zue hauß kam, darauf gedachte der mann, daz er wollte außgeen, läymen zugraben, sollichen den hafnern oder ins dorf den bauren umb brot oder gellt zugeben, namen ein kleins heckhlein, gieng auß der stat nit weit von ainem dorf, Strzepofle genant, biß zum hoff Brandscheckh, daz zue der stat Caurschim gehört, und als er auf die straß kam, zwischen zwayen äckern, eins deß gemelten Brandschecks und das ander deß herrn Johan Lana von Vorwerfshof, käysers richtern in der stat Caurschim, da suecht er neben der strassen läymen, hüeb etlichmal also mit dem hecklin in die erden, da füelen herauß vier grosse stuckh einer schnee weissen materien, die nam er alsbaldt, brachts dem weib zue hauß (doch unwissendt, daz solliches meel were) und bevalhe ir, brot sovil sie kündte darfür zubekommen, die blib aber ser lang auß, dann vil leüth sich darüber verwunderten, etliche aber erkanten, daz die materia ein herrlich guet meel were, under dessen obgedachter Niclaus, als er sein weib nicht kundte erwartten, viler gedancken halber auch khein rhue gehabt, gieng widerumb hin, nam mit sich ein grosses tuech, als er ein wenig gegraben, hatte er vil sollicher weissen materien gefunden, alsbaldt leget er es in das tuech und ehe ers recht angefangen einzulegen, wie er selbs anzaigt, ware daz tuech gar vol, welliches er alsbaldt auch haim getragen, da er nun zue hauß kam, zaigt ime sein haußfrau an, daz solliches nit laim, sonder ein guets meel were, welliches er dann vilen leüthen gewisen, die es für meel erkant, auch mit stuckhen von ime erkaufft, volgents brot darauß gebachen und andern leüthen mitgethailt, welliches auch etliche herrn deß raths geessen, darvon seindt knödl und fir die kinder der brey gekocht worden, diß brot ist gar weiß, hatt ein gueten lieblichen geschmackh, reücht auch wie die feihelwurz.
Als nun die sach an tag kam, gieng vil volckh hinauß und befanden, wie der arme mann inen angezaigt, die verwalter aber der zweyen äcker besorgten sich, daz inen die leüth am getraidt schaden thuen möchten, haben alsbaldt umb daz orth und die grueben ein grossen zaun aufrichten lassen, nicht desto weniger ist auß den umbligenden stätten, märckhten und dörfern solliches wunderwerckh zusehen vil volckh dahin kommen, und grueben auß der erden bey den äckern klein und grosse stuckh, etliche armzelige versamleten daz in die fesser, diß meel hiellt nichts unrains bey sich weder von erden noch läymen, sondern thailet sich selbsten von sollicher materien, ist auch etwas feicht, hellt sich doch beysamen, so lang biß es an die sonnen kombt, den frommen und sonderlich sollichen leüthen zue nutz, die sich sambt iren kindern darvon erhallten, leichtferttigen und spöttigen leüthen aber, alsbald sie es inn die händt nemmen, verkert es sich inn sandt, und wann mans auf die erdt lasst fallen, bleibt daz orth gar weiß darvon, dises meels ist zum theil auch hieher gebracht, welliches vil ehrlicher fürnemer leüth mit augen gesehen und händen gegriffen und Gott dem Herrn für seine unergründtliche weißhait und gnaden höchlichen gedanckt haben, der wölle seine armen und gläubige zeitlich und ewig speisen.