Cod. 8963 - 670r-670v

24.09.1590
Signatur: 
Cod. 8963
Folio: 
670r-670v

Zuordnung:

Sprache:

Erwähnte Orte

Name Zusatz Identifizierung Erwähnungen insgesamt
Donau Fluss
311

Erwähnte Personen

Titel Funktion Identifizierung Erwähnungen insgesamt
Ernst von Österreich
438
Frankreich, Elisabeth von, geb. Österreich
83

Transkript

Auß Wienn von 24. Septemberis
   1] Von neuen erschröckhenlichen zeitungen habt ir sonder zweifel vor disem laider vernommen, man kans aber so grob nit schreiben noch sagen, ist es doch vil schröckhlicher, unmöglich außzuesprechen, waß grosse forcht im volckh ist, sollen inn 28 schlösser umb die statt herumb und der Thonau hinauf eingeworffen oder gefallen sein, wellches alles uf 15. dito fürgangen, dann wir innerhalb 8 stundten 5 erdbidem nach einander gehört, der erste umb 12 und 1 uhr inn der naacht geweesen, der dann grossen schaden an thürnen, heüssern und menschen gethon, hernacher widerumb anndere bey naacht und tags zeit auch gehabt, die gleichwol ohne sondern schaden gnädig abganngen.
   2] Alhie haben wir schier keinen kirchen thurn, der nit thailß eingefallen, gleichwol St. Steffans thurn noch steet, der aber sehr schaden gelitten, auch vil grosser staynenstuckh sich erhoben und heerab gefallen, wellichen man inn 8 claffter abgetragen unnd widerumb erbauen würdet, dann er aller rogl unnd krum, aber St. Lorentzen beim schotten wie auch St. Michael biß uf die uhr, der jesuiter kirchen samb alles eingefallen, gleichfalß die gulden sonnen maiste thails zuerthremert und woll inn 9 personen daselbsten umbkhommen, welliche noch biß dato nit alle gefunden worden.
   3] Inn suma es ist schier kein hauß inn der ganzen statt, so nit zerkloben und erbrochen, sonnderlich an gemeüren, es ist so ein grosser schröckhen unnder dem volckh sowol reiche alß arme darvor nit zue schreiben, dann der maiste thaill aller außerhalb der statt ligen inn den gärtten und weittem feldt, thails auch inn der statt auf den pläzen, man sagt noch von grösserem unglückh, so inn kürz über die statt Wienn ergehn solle, der allmechtig Gott welle solliches gnädig fürkhommen.
   4] Gesteren hat man alhie bey unß procession gehalten, darbey sich der erzherzog Ernst etc., die königin vonn Frannckhreich wittibin sambt allen pfaffen und jesuitern befunden, unnd inn allen fürnembsten kürchen meß gehalten, welliches wegen der erdbidem angestelt geweeßen, daß Gott der Allmechtig die straff gnädig welle abwennden.