Cod. 8954 - 219r-220r

Aus Prag von 8. Augusti
   1] Die römische khayserin, khönigin von Franckhreich unnd die F(ürst)l(iche) D(urc)h(lauch)t ertzhertzog Ernst sein uff primo dis zum behamischen Brat gelegen, des andern tags von wegen ainer Irer Ma(jestä)t zuegestanndnen schwachheit weitter nit als gehn Colin khomen, volgents nach Etziaslau unnd also algemach zu 2 in 3 meilen hinaus nach Wien iren weeg nehmen wellen, es wurde dann mit Irer Ma(jestä)t bösser.
   2] Die behamische lanndtständt haben Ir Ma(jestä)t 50 tausent taler zue irer rais verehrt, welliche sy erstlich gar nit annemen wellen, doch zu lest, auf der ständt steiff anhalten, soliche behalten.
   3] Der khayserin abschidt von hynnen hatt ir röd mit der Kay(serlichen) Ma(jestä)t etc. bey 5/4 stundt geweret, inn beysein viller personen, unnder anderm sye Ir Ma(jestä)t ernstlich vermanet, die vermainte von der augspurgischen confession verwandten abzuschaffen unnd dieselben inn iren erblänndern khainesweegs zugedulden.
   4] Der khayserin trabantten seindt noch alle hie, wartten noch heuttigs tags irer bezallung, sein diese tag hero von ainer stundt zu der andern ausgezogen unnd vertröstet worden.
   5] Die Rö(misch) Khay(serliche) Ma(jestä)t ist aller gestalt der sachen nach zimlich auf, verganngne wochen haben sich Ir Ma(jestä)t drey mal inn gartten tragen lassen, kann nun mehr zimlich gehn, die sollen umb veränderung des luffts etwas hinaus auf Lisa oder Brandeis auf dero herrschafften raisen unnd also ain wochen oder 4 verbleiben werden. Gott verleihe gnädiglich, damit Ir Ma(jestä)t also an gesundt zunemmen.
   6] Den 5ten dis ist die hanndlung unnd abschüdt zwischen dem hertzog Hainrich von der Lignitz und ainem von Jedwitz von wegen ettlicher gebrauchter frevel, so gedachter hertzog wider den jedwitzer inn der Schlesy sollte geiebt haben, firgenomen worden, unnd ist inn der rütterstuben die dabezerey von gulden und andern stuckhen (wie Ir Ma[jestä]t pflegt zu sitzen) uffgeschlagen, also das man vermaint, Ir Ma(jestä)t wurden selbst inn person bey verlesung der rechte sein, welliches aber nit beschechen, derowegen der herr vice cantzler inn beysein der lanndtherrn officire, als herr von Rosenberg, Berenstain, doctor Mell sampt andern herrn unnd anders personen den von der Lignitz anstatt und von wegen der Khay(serlichen) Ma(jestä)t offentlich beschuldiget und anclagt, als der sich wider Ir Ma(jestä)t zum höchsten widerlegt unnd verbrecher ettlicher puncte und sachen im werckh befunden, unnd obwollen mehr gedachter der von der Lignitz sein selbst mündtliche entschuldigung gethon, als der wider die Khay(serliche) Ma(jestä)t noch wider das haus Österreich niemallen nichts verwirckht, auch darauf von obernantten herrn solliches Ir Ma(jestä)t alsbaldt fir getragen worden, so ist doch dieser beschaidt hieriber erfolgt, nemlich, die Rö(misch) Khay(serliche) Ma(jestä)t weren dessen genuegsam und glaubwirdig bericht, darumben sein des von der Lignitz verbrechen im fall wol schreiben verhannden, die selbige uffzulegen, derowegen Ir Khay(serlicher) Ma(jestä)t bevelch entlicher will und mainnung, das er alsbaldt den obristen burggraven das glübt gebe unnd das er sich dem schlos hauptmann inn gehorsam unnd verwahrung stellen solle, also ist er im prager schlos verstrickht worden unnd in dem innern zymer, so hievor der Albrecht von Rosenberg gelegen, verwacht, sein cantzler aber inn dem weißen thurn gefängklich enthalten wirdet.
   7] Sein brueder hertzog Friderich von der Lignitz ist verschinen sontag mit ettlich gutschen widerumb anhaimbs verraist, umb ime seine underthonen die huldigung zue thuen.