Cod. 8957 - 102r-104r

09.04.1584
Signatur: 
Cod. 8957
Folio: 
102r-104r

Zuordnung:

Sprache:

Fußnote: 

Die Zeitung ist nur auf der Rückseite mit Datum und Absendeort versehen.

Erwähnte Orte

Name Zusatz Identifizierung Erwähnungen insgesamt
Istanbul Konstantinopel
2023
Buda Ofen, Budapest
731
Sofia
36
Bender Tighina
13
Moldau Fürstentum
262
Polen Region
1234
Kosaken Volksgruppe
144
Naxçıvan
9
Erzurum Stadt
81
Malta Insel
491
Kreta Candia, Insel
312
Osmanen
3519
Armenien Region
13
Griechenland Region
83

Transkript

1] Brieff aus Constantinopel vom 15. February bringen, das der Aly gewester bassa zu Ofen unnd jetzo beglerbeg Greciae damahls zu Sophia war, alda er biß auf fernern deß sultani beschaidt sich aufgehallten, unnd vermaint man, weil der lärmen mit den poläckhen nahent allerdings gestillt, die sultanin sein versprochne praut ohne undterlaß den sultanum mant, die hochzeit auf den frueling innen zuvergonnen, der beglerbeg Greciae werde in kurtz darauf hinkhommen sein unnd durch fürbitt gemellter sultanin gar zu einem vezier gemacht werden.
   2] Giaffer bassa, gewesner beglerbeg Greciae, ligt noch zu Baba an der moldavischen gränitzen, sollte daselbst so lang verbleiben, biß die poläckhen das jhenig, was die pottschafft zu Constantinopel verhaissen, mit der that erweisen.
   3] Den 24isten verschines January hat die polnisch pottschafft den sultani wie gebreuchig das klaidt küsst unnd hernach vom Siaus bassa seinen abschidt genohmmen, der pottschafft ist in namen deß sultani zu beschaidt geben worden, weil der könig umb der kosackhen sachen nicht gewüsst unnd sich deßwegen erbotten, den hinweckhgenohmmen raub zuerstatten, die tailer, so er gefangen, mit dem schwerdt zustraffen unnd daneben verhaissen, das hinfuro nichts dergleichen beschehen solle, habe sultanus 2 czauschen verordnet, ainen geen Bender, alda der einfahl beschehen, inquisition deß beschehenen schadens unnd der genomen wahren halben zuhallten, die andern mit der pottschafft in Poln, dem alle sachen, sonderlich das geschütz und die personnen laut des königs in Poln erbitten, uberantwort het, und die gefangnen kosackhen in beysein gemellts czausch enthaubt werden sollen, zuverschickhen, unnd wover der könig in Poln diß alles laist unnd ain ansehentliche pottschafft gen Constantinopel schickhen wirdet, sollen sy dann alle vorige confederationes deß friden und guette nachparschafft zwischen ime und der portten allerdings vernemet und bestettet werden. Osman bassa nahet sich damahlß auf Constantinopel, unnd weil er den sultan berichtet, das er arm und bloß mit vil schlavren und vil verdienten dienern khumme, begert von ime sultano zu seiner nottwendigen undterhalltung, hat sultan so baldt ernstlich bevolhen, das der Siaus bassa serai oder palast nottwendig bessern, allerdings zuerichten unnd mit allen nottwendigen zierten sowol fur sein deß Osman bassa person alß seine aigne leuth auf aignen uncosten versechen solle.
   4] Mehsik bassa vezier soll die dispons gedentz und kuchl nach notturfft versehen, Mehmet bassa vezier den stall sambt aller zugehör, Uluzali allerlai kuchl und credentzgeschirr von kupfer uberzint und fur den Osman bassa person von silber, der janitscher aga soll holtz nach notturfft verschaffen, also das der Osman bassa, welchen man triumphaliter einbelaitten wirdet, auf uncosten unnd zu trutz den andern veziern ein zeitlanng unnd wie man maint, so lang er dort verbleiben, sein bracht zufuhren und sich zuerhollenn, unnd sultanus durch dergleichen mitel, so ime wenig, aber andern vil schaden, ine Osman bassa zubegnadenn, und neue erfindung und freie gelegenhait bekhummen.
   5] Zu ankhunfft gedachts Osman bassa wirdt hernach volgen, weß sich der sultan weitter in der persianischen inpresa dieselb eintweder wider die persianer immediate auf Naziuan zue, oder aber wider die georgianer zu continuieren entschließen möchte, unnd geth berait das geschray, sultanus wölle hierinnen allerdings offt gemellts Osman bassa rath pflegen unnd sich nach demselben reguliern, in mitels wirdet abermahlß vil geschutz unnd munition zueberaittet, derselben landen hin mit gallern auf den Schwartzen Möer und wie ettliche vermainen bei dem capitan bassa selbst fortzuschickhen. Ferhat bassa vezier ligt zu Arzrum bei meniglich und seinen herrn selbst in geringer consiteration, unnd sollen teglichen der spanbaglon aga, ein haubtman uber die furnembsten squadra der spahien sambt gemellts Ferhat bassa cantzler, dem daselbst zu Arzrum durch die justitia die recht handt abgeschnitten worden, durch ettliche capitschi geen Constant(inopel) gebracht worden.
   6] Den 4. February sein 30 turggen und ein weib der jenigen, so auf den maltesischen gallern bei Candia von den venedigern gefangen worden, geen Constantinopel in deß venedischen baili unnd durch ine bailum hernach den Siaus bassa uberantworttet worden, vermaint die sachen allerdings dardurch bei ine Siaus bassa und den turckhen gestillt zuhabenn, sovil aber in gehaimb verstanden, soll Siaus bassa und sonnderlich der Uluzali nicht wenig alteriert sein, das gedachter bailus anfangs von den 140 oder 150 turckhen seelen, so erledigt worden, unnd jetzo wie obgemellt 31 personnen allein uberantworttet habe, nicht unlautter sich bei ir vilen vernehmmen lassen, man muesste der sachen in ander weeg furkhommen, und gemellte insel Candia alß ein undterschlaiff aller mörrauber und aufenthalltung vil hundert gefangner, so teglich entspringen, wie Cypern mit einem beglerbeg versehen, welches lengst zuvor auch berachschlagt unnd im werckh gewest, aller mainung nach die nechste nach vollendung der persianischen impresa wider gemellte insel angeen soll.
   7] Also hat auch sultanus auf anhallten deß muffti der kadilechier und seines hogia oder pfaffen ime furgenohmmen, alle christliche kirchen, so in der statt Constantinopel noch vonn alters her verbliben, zu turckhischen moscheen zu machen, und den christen das vorgehabte frey exercitium religionis, doch wie man sagt in Constantinopel allein, zubenemen, also dann beraitt den griechen ein kirchen genohmmen unnd der padriarch in gehaimb erinndert wordenn, das patriarchat algemach, damit er nicht ettwo gehling uberfallen und blindert wirdet, zuraumen, welches auch geschechen, unnd geeth die gemain sag, da es griechen, armenier unnd ander christenn, so deßwegen in großer anzahl suppliciert, nicht zuerhallten wissen, das sy sodann ex gratia auf wenigst begern wöllen, ire kirchen unnd patriarchat außerhalb der statt in den umbligenden fleckhen aufzurichten, unnd daselbst exercitium religionis den allten freyhaitten nach, so inen von den Mehemet den Ersten verwilligt, unnd jetzo von disem herrn unndter disem schein, das soliche privilegia inen damahlß zubewohnung der statt, welche dazumahl ödt gewest, jetzo aber dermaßen mit musulmanen erfüllt, das dieselben nit genugsame orter zu iren vermainten gottsdienst haben khünnen erlaubt, beraubt worden. So stehen auch die von Gallata nit in geringer gefahr, da diß gebott ins werckh gericht werde, das sy gleichfalß umb ire kirchen beraubt werden möchten, doch haben sy jederzeit wegen der frembden christlichen nationen, sonnderlich aber der pottschafften und damit die comertia unnd des sultani fiscus dardurch nit geschmellert und in grossen schaden geriete, sich vil ein mehrers alß die griechen unnd armenier, welche alß arme undterthonnen diß unnd ein mehrers leiden muessen, sich zugetrösten.