Cod. 8957 - 271r-274v

21.10.1584
Signatur: 
Cod. 8957
Folio: 
271r-274v

Zuordnung:

Sprache:

Fußnote: 

Die Zeitung enthält eine Zeitung aus Istanbul vom 4.9.1584 und einen Nachsatz aus Wien vom 21.10.1584. In der Außenadresse ist das Wiener Datum 21.10. gestrichen und durch 4.9. korrigiert.

Erwähnte Orte

Name Zusatz Identifizierung Erwähnungen insgesamt
Polen Region
1234
Kosaken Volksgruppe
144
Tataren Volksgruppe
798
Podolien Region
47
Persien Region
687
Erzurum Stadt
81
Georgien Region
119
Schwarzes Meer Mare maggiore
86
Alexandria
111
Ṭarābulus Tripolis, Libyen
74
Barbaria Nordafrika
275
Praha Prag
1197
Oberungarn Region
238

Transkript

1] Vom 4. Septembris haben wir auß Constantinopel, nachdem Mustaffa zausch khurtz zuvor wider auß Pollen khommen, gibt er bei meniglichen unnd unverholen aus, das sein legation zum khönig fürnemblich derwegen gewesen, der khosackher straif, bestraffung und die restitution deß raubs zu sollicitiern, darzu sich dann der khönig schrifftlich gegen dem sultan und Siaus bassa, dann auch gegen den gesandten mundtlich gantz willig erbotten, dem auch volziehung gelaist, und sein zu Comorn 33 furneme kriegsleuth mit weniglichen verwunderung in gegenwurt seiner des zauschen enthaubt und 28 stuckh geschuts auch eben daselbst ime zauschen restituiert werden, und da der zausch sagt daneben, wie gemellte redliche leuth an irem letzten endt sich dermaßen des khönigs von Poln und seiner tyraney halben beclagt, das auch einer undter inen, so ein haubtman gewest sein und fur den menigelich, sonderlich aber die furnembsten deß landts Poln gebetten haben sollen, frey rundt vermeldt, er hab seinen arm in der turkhischen hundt bluet biß an den ellenbogen seinem vatterlandt zum besten gewaschen, weil es aber von dem khönig solcher gestallt erkhent und belonet werde, hoffe er und wölle auch auf solcher ungezweiffelten hoffnung sterben, er khönig in Polln werde in khurtz und eben von den turggen selbst, denen er so treulich diene, den wolverdienten lohn empfangen, gleichsfahlß sollen auch alle andere, so solcher gestallt unschuldiger weiß hingericht werden, ime khönig von Polen, vor menigelich so darbey gewest und sich ires unfahlß und ungluckhs halben gleichwol vergeblich lamentiert, sonderlich aber vor dem turggen selbst all unheil, ungluckh und wolverdiente der turckhen selbst straff gewunscht und verfluecht haben., wie dann gleich umb dieselb zeit, alß die execution mit den armen leuthen furgangen, die tattern auß bevelch deß sultani in Podolien ein einfahl gethon und in die 80.000 selen davon entfuert, so teglichen haufen weis geen Constantinopel gebracht unnd guettes tails peste hernach alda gestorben.
   2] Von Samuel Zborovskhy gibt gedachter zausch fur, das er zu Cracau furnemblich deßwegen enthaubt sein worden, das er auß anstifftung seines brueders, so bei der Khay(serlichen) May(estä)t in diensten, ein anfenger und ursacher der khosackhen beginen und einfahl wider der turggen gewest seie, alß dann er zausch daneben vermeldet, der obrist cantzler in Polln selbst habe ime deß Sborovskhy, so sy bei Irer Khay(serlichen) May(estä)t aufhelt, brief gewisen, darinnen er seinen weillandt bruedern hochstes fleis vermanet, alle mitel und practicen zusuechen, damit sich sultano und der könig von Poln entzwayten und einander feindt werden und ain haubtkriech widereinander furtten, alß dann auch vil der furnembsten an des khönigs von Poln hoff, sonderlich aber Christoff Szirtheckh, so ime zauschen alß ein belaitsman zuegeben worden, solches confermiert unnd muglichstes fleis ime zauschen persuadiert, das Ir Khay(serliche) May(estä)t etc. durch mitl obgemeldts Sborovskhi der ainiche ursacher deß bruederischen einfahlß gewest und das dieselbe durch solche mitl die turckhen und poläckhen aneinander zuhetzen und sich dardurch von dem deroselben bevor steeunnden der turckhen feindtlichen angriff zuverhuetten vermaint habe, unnd zaigt vilgemellter zausch an, der khönig sei dermaßen so guetttuerckhisch unnd dem sultano affectioniert, das er auch neben andern erzaigungen sich gegen ime dem zauschen frey libere erclert haben soll.
   3] Wann er nun disen sultan auf seiner seitten hab unnd mit dieser portten in guettem
gleichsam verstandt lebe, so begere er ime aller christlichen pottentaten gunst oder hilff im gerinsten nit, da auch sultano wider einen, alda er sein hilff mit thailen khunde (so auf Ir Khay[serlichen] May[estä]t deutten), kriegen wurde, solle er jederzeit ferttig, willig und berait gefunden werden mit mehrer außfurung, welches alles offt gemellter zausch alß der vom khönig von Polen stattlich unnd ansehentlich tractiert und begabt worden, nicht genugsam zuruemen waiß noch undterlässt frey und furgebent, es habe diese portten khain bessern noch aufrichtigen freindt alß der khönig von Polen, von der nidergehauten pollnischen pottschafft aber hat der khönig von Poln weder vil noch wenig gemelt, doch gleichwol auf anhalten der freundtschafft unnd sonderlich deß obristen cantzlers, so ein schwager gemellter pottschafft gewest, dann auch wegen der tartar wie obangedeuttet einfahl und der weckhgefurtten seelen halben ainen landtag verordnet, alda gehandlet werden sollen, sich deßwegen zu Constantinopel zubeschwörn und ain pottschafft zue neurung und bestettigung irer allten verainigung und confederation (welche sein deß zauschen furgeben nach innerhalb 3 oder 4 monaten khumen möchte) geen Constantinopel abzuferttigen, sonsten soll er khönig von Poln in werckh gewest sein, ein pottschafft in die Tartarey zuschickhen und mit verwilligung der storde ain neuen krieg wider den neuen moscovitter anzufahen.
   4] Sonst continuiert noch informiert nach verraißen der persischen pottschafft, das ein gewisser fridt in Persia geschlossen werden soll, wie dann ir vil, so von Arzrum teglich geen Constantinopel khumen furwarschafft berichten, das Ferhat bassa vezier sich allein bemuehe, die zuvor erpaute heußer muglichstes zubevestigen unnd zuversehen unnd die georgianer zu deß sultani devotion zubringen mit außtruckhlichem bevelch, wider die persianer weitter nichts furzunehmen, alß dann gedachter Ferhat bassa vezier die 3 beglerbeghn wider die georgianer auf ein straiff geschickht haben solle, vonn denen verrichtung man teglich zeittung gewerttig, daneben aber soll er Ferhat bassa gleichßfahlß mit den georgianern starckh practicieren, sy mit guette zu des sultani gehorsam zubringen, unnd geben auch ettlich fur, der ain georgianisch unnd furnemist furst, Simon genant, habe sich berait bewilliget, mit dem turckhen zuvergleichen unnd ainen seiner söhne zue ain gaisel darzue schickhen, ob nun dem gleichwol der turckhen sachen derselben enden nach wunschen geschaffen unnd der von ir begerte fridt ettwan in kurtz darauf ervolgen soll, mueß man gleich wol neben andern auch auß disem schließen, das ain grosse anzahl der spayen unnd janitschärn, so daselbsten ein zeitlang im veldtzug gewesen, von ime Ferhat bassa vezier abgedanckht worden, so teglichen gen Constantinopel khumen unnd vil darzuvor zu unndterschidlichen mahlen hinein geschickhte rüsstung mitbringen, das auch von den persianern weder vil noch wenig ain lange zeit hero, alß wann sy allerdings vertilgt worden, gehöret wirdt.
   5] So lassen sich die turggen auch beraitt vernehmmen (alßdann der obrist vezier Osman bassa durch sein fleißige visitation deß arsional nit geringe ursachen darzue gibt), sultano gedenckh auf dem nechstkhonfftigen frueling ein armada von 400 seglen wider die christen außzuschickhen, und obwohl jetziger zeit nichts sonderlichs in arsional gearbeitet wirdt, so sein doch mehr alß 200 neuer nie gebrauchter galleern berait beysamen unnd khommen teglichen mehr von Schwartzen Mör dahin.
   6] Von Uluzali ist, seider er zu Modans palmirt und sich aufs hoch mör begeben, khain andere gewißhait herkhummen, doch hellt man darfur, er lasse die vesstung zwischen Alexandria und Tripolidi Barbaria erheben.
   7] Der frantzosisch orator hat umb dieselbe zeit seinen abschid vom sultano genumen,
unnd hat auf den 10. Septembris dannen verruckhen sollen.
Wien den 21. October 84.

Aliud
   1] Ertzhörtzog Ernst berait sich uff den 3. November, per possta geen Prag zureitten, das gulden vellus dortten zuempfahen, ertzhörtzog Maximilian wirdt auch mit, werden baidt
bei 50 pferdten haben.
   2] Ertzhörtzog Carln hat die Khay(serliche) May(estä)t etc. auch hinein begert, das Ir D(urchlauch)t das vellus in compagnia mit Irer May(estä)t unnd ertzhörtzog Ernst empfingen, aber wie ich vermerckh, entschuldigen sich Ir D(urchlauch)t wegen gar nahenden vorhandes stehenden geburt dero gemahel und das Ir D(urchlauch)t auch selbst nit zum besten auf sein.
   3] Auf nechst kommenden Marthini helt herr Ferdinandt graff von Nagrol, verwallter deß obristen bevelchs  in Ober Hungern, mit deß jungen herrn von Harrach tochter hochzeit alhie.
Wien 27. October anno 84.