Cod. 8963 - 668r-668v

23.09.1590
Signatur: 
Cod. 8963
Folio: 
668r-668v

Zuordnung:

Sprache:

Erwähnte Orte

Name Zusatz Identifizierung Erwähnungen insgesamt
Baden bei Wien
4
Wiener Neustadt
42
Traiskirchen
1
Rosenheim
1
Bayern Region
49
Linz
74
Nagykanisza Kanischa
365

Erwähnte Personen

Titel Funktion Identifizierung Erwähnungen insgesamt
Ernst von Österreich
438
Frankreich, Elisabeth von, geb. Österreich
83

Transkript

Auß Wien vom 23. September anno 90
   1] Wellichermassen auf 15. und 16. diß bey tag und nacht erschrockenliche erdbidem sich inn hiesiger statt erzaigt, daz ist vor 8 tagen angezaigt worden, seider haben sich auf 18., 19. und 20. diß abermals jedoch klaine erdbidem merckhen lassen, die hat man allein aus zittern der fenster gespürt, wenig heüser befinden sich inn der statt, die von den ersten baiden erdbidem nit erschnollen [?] und grosse riß bekommen haben, deren man etliche spreissen und leer verlassen müessen, welches under dem volckh grossen schrecken und forcht gemacht, deßwegen auch die F(ürstliche) D(urchlauch)t etc. erzherzog Ernst, also auch die königin von Franckreich sich auß der stat und inn deß Ostermairs gartten begeben, sonsten die fürnembsten herrn und frauen auch auß der statt hinauß inn die gärten und lustheüser geflohen, fliehen auch teglich noch mer hinauß, dieweil ein gemeine sag außkommen, es habe ein gelerter mann propheceyt, daz inn 4 wochen die stat Wien gar undergeen solle.
   2] Die erdbidem haben sich auch außerhalb hiesiger statt an mer ortten erzaigt als zue Baden, Neustatt und sonsten ja zue Dreßkirchen 4 meil von hinnen, den 16. Septembris 30 heuser eingeworffen und etliche personen erschlagen.
   3] Dem herrn Jerger  sollen gemellte erdbidem ein gar neugebautes schloß eingeworffen haben.
   4] Der gewaltige schöne St. Steffans thurn befindet sich dermaßen zerrissen, daz kein stain mer recht aufm andern steet, und wann der nit so voll eisener stangen und mit bley gewert auch eingegossen, were er gewißlich gar eingefallen, wie er dann auf einer seiten hangt und darvon stuckh ganzer centner und mer schwer herab gefallen, disen thurn wollt man gern abtragen lassen, so wollen sich jedoch die werckhleuth und maurer nit understeen zurüsten, da es aber inmüglich were, sollichen thurn widerumb zureparieren, wie er zuvor gewest, schezt man den uncosten auf 300.000 gulden.
   5] Die gastgebherberg Zur gulden Sunnen nit weit vom roten thurn hat der erdbidem eingeworffen, darinnen 5 kaufleuth erschlagen, nemlich 2 von Rosenheim auß Bayrn und 3 von Linz, welliche also, man sagt, biß inn 25 gulden bey inen gehabt, die gastgebin sambt iren töchtern und 2 dienstmägden auch erschlagen, der gastgeb aber inn einem hembidt darvon gesprungen, der haußknecht, wellicher allein in einem thürmle oder ercker gelegen und mit ime umbgefallen, ist unverruckt inn seinem bett bliben und ime kein laid geschehen.
   6] Die vergangne tag ist ein geschray hieher kommen, die vestung Canischa seye durch daz erdbeyen in grund versuncken, daz mana schier nichts mer daran, aber war soll es sein, daz gemelte vestung halb eingefallen und darinnen vil kriegsvolck verdorben.